Mittwoch, 18. Juli 2012

Etappe 4: Kohortenkastell Hunneburg / Butzbach - Aschaffenburg (26.6.)

Etwas gerädert (kommt das tatsächlich vom Radfahren?) gings direkt vom Hotel los. Der Bautrupp, der am Tag zuvor den Radweg vor Butzbach eingeweiht hatte, war heute am Abstecken der Route hinter Butzbach aktiv. Wir kamen ein bisschen ins Plaudern, welches denn der beste Untergrund für Radwege sei. Als Mountainbikefahrer sind wir natürlich für unbefestigte Wege, aber angeblich zeigen Studien, dass auch im Wald der Asphaltweg am besten sei, da er den Boden am wenigsten verdichtet. Der Druck, der von der Berührungsfläche eines schmalen Fahrradreifens auf den Boden trifft, ist wohl höher als bei einem PKW-Reifen und zerdrückt auf Dauer die Würmer im Boden.

Ich glaube ja eher, das diese Studie von der Pedelec-Industrie gekauft wurde. Jedes natürliche Hindernis muss aus dem Weg geräumt werden! Und seit es Studien gibt, bei denen behauptet wird, das Fahren mit Pedelecs oder E-Bikes verursacht weniger CO2 Ausstoß als das eigene Pedalieren, halte ich alles für möglich!

Oberhalb von Butzbach gab es eigentlich außer einem gut erhaltenen Wall im Wald nicht viel  zu sehen.

Schöne Wallreste zwischen WP 4/40 und 4/42
Die erste Rast legten wir im ehemaligen Kohortenkastell Arnsburg ein, heute ein kaputtes Kloster, welches weitgehend aus den Steinen des Römerkastells gebaut wurde. Im kaputten Kreuzgang befindet sich heute eine Kriegsgräberstätte.

Direkt hinter dem Kloster gabs einen kleinen Bach, die Wetter, nach dem ist angeblich die ganze Landschaft benannt. Hinter Arnsberg konnte man Lich erkennen, der Ort, aus dem das Licher Bier kommt. Irgendwie konnte uns das nicht überzeugen und so verzichteten wir auf einen Abstecher zur Brauerei - wir wussten ja, am Abend noch würden wir in Franken sein!


Der ehemalige Kreuzgang im Kloster / Kastell Arnsberg.
 In der Nähe von Hungen endeten dann sowohl der Rad- als auch Wanderweg in einem privaten Campingplatz, scheinbar gab es im Campingbereich vor ein paar Jahren noch einen Durchlass, inzwischen steht dort ein gartenzwergebewehrter Camper-Traum. Der Radweg führte noch ein weiteres mal in eine Sackgasse, dort, wo er ursprünglich entlangführte, befindet sich nun ein See mit lauter Baumleichen drin.
Leichen pflastern unseren Weg ...
Heute fehlten erstmals die Steigungen, und so radelten wir ziemlich flott durch die Wetterau, den nächsten Halt gab es in Echzell. Dort hat man beim Buddeln eine alte römische Steinsäule gefunden. Die Säule und die Tatsache, dass der Ort sich am UNESCO geschützten Limes befindet, hat die Gemeinde dazu verleitet, sich mit Orten wie den Pyramiden von Gizeh, dem Tadj Mahal oder dem Ayers Rock zu vergleichen. Wir finden zu Recht!

Die alte Steinsäule ...

... hier nochmal aus der Nähe

Der Beweis, das sich die Pyramiden von Gizeh und Echzell auf Augenhöhe befinden!
Hinter Echzell zeigt sich die Wetterau von ihrer ganzen fruchtbaren Schönheit. Überall wimmelt es von Obstgärten. Als wir auf Fallobst am Wegesrand trafen, konnten wir dran vorbei radeln!

Der Beweis: Die Wetterau hat unglaublich fruchtbare Böden!
 Die Römer wussten dies natürlich auch und haben das Gebiet primär wegen des Zugangs zu Frischobst annektiert. Rezeptfunde am Wegesrand beweisen das.


Im Wald vor Marköbel gab es wieder gut renovierte und ausgeschilderte Streckenabschnitte. Zum Teil wurden Limespalisade und -wall rekonstruiert.

Limesrekonstruktion bei WP 4/104
Mitten im Wald stießen wir auch auf eine Baustelle eines Wachturms, welcher mit den Mitteln der damaligen Zeit rekonstruiert wird. Das Gerüst sah etwas wackelig aus, aber zumindest die ersten Meter hat man damit wohl mauern können.

Das Baugerüst ...

... und der dazugehörige Turm!
Der Höhepunkt das Tages lag aber noch vor uns: die Drususeiche! Wenn wir das nur früher gewusst hätten! Schilder klärten uns auf: Drusus (Nero Claudius Drusus Germanicus - der Germanenbezwinger) ritt im Jahre 15 v.u.Z. in etwa 20 Kilometer Entfernung an dieser Stelle vorbei, um Teile Germaniens zu erobern. Gut 1627 Jahre später wurde ihm zu Ehren eine Eiche gepflanzt! Wieder spürten wir den Mantel der Geschichte wehen - wie zuletzt am 3. Oktober 1990!

20 Kilometer von dieser Rinde entfernt ritt Drusus lang!
Das ich das noch erleben durfte!

Hier hat jemand sein Schwert und Schild verloren.
Die Nähe zum Main und die fehlenden Steigungen machen sich bemerkbar, allenthalben trifft man auf touristische Infrastruktur in Form von Denkmälern, Römerparks, Ruinen usw.

klar definierte Grenzlinien!
Bei Großkrotzenburg trafen wir endlich auf den Main. Ab hier war der Radweg wieder wie ein Highway ausgebaut. Wir waren fast irritiert, andere Radfahrer zu sehen, nachdem wir die vorherigen drei Tage in kontemplativer Einsamkeit verbracht hatten. Na gut, es waren keine richtigen Radfahrer, nur Pedelecfahrer!

ohne Worte!

Großkrotzenburg
Die letzten Kilometer am Main vergingen wie im Fluge, mit leichtem Rückenwind schossen wir förmlich nach Aschaffenburg. Hier hatten wir endlich mal wieder ein ruhiges Hotel und konnten Abend einige fränkische Bierspezialitäten verkosten - gut das wir Lich links liegen liessen!

Die Fähre nach Seligenstadt!
 Hier noch die Tourdaten - Dank der fehlenden Höhenmeter konnten wir ein bisschen Strecke gutmachen.

Strecke121,2 km
 Dauer 06:24
 Höhenmeter 938 m
 Durchschnitt 19 km/h
 Vmax 40,5 km/h


Limesradweg Butzbach - Aschaffenburg auf einer größeren Karte anzeigen




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